MUSEUM PLANTIN-MORETUS IM WANDEL
Mehr Atmosphäre, mehr Plantin, mehr erleben im Unesco-Welterbe
Am 30. September 2016 wird das vollständig neu gestaltete Museum Plantin-Moretus wieder seine Türen öffnen. Das Antwerpener Museum, welches als einziges Museum weltweit zum Unesco-Welterbe ernannt wurde, erhält nicht nur einen Neubau mit Lesesaal und Lager, auch die feste Einrichtung des Museums, die noch aus den 50-er Jahren stammte, wird vollständig angepasst und modernisiert. Die Gesamtkosten für die Arbeiten belaufen sich auf ca. 4,5 Millionen Euro.
Bei dem Museum Plantin-Moretus handelt es sich um das Wohnhaus mit Verlag der Familie Plantin – Moretus. Hier werden die ältesten Druckerzeugnisse der Welt ausgestellt. Vor 140 Jahren verkaufte Edward Moretus der Stadt Antwerpen das Wohnhaus mit Verlag, um aus dem Komplex ein Museum zu machen. Das älteste Museum der Stadt steht seit 2005 als einziges Museum auf der Unesco-Welterbeliste. Am 15. Juli 2005 wurde das gesamte Wohnhaus mit Verlag als „Unesco-Welterbe“ anerkannt. Das Archiv der Druckerei von Christoffel Plantin wurde von der Unesco bereits 2002 zum Weltkulturerbe ernannt und erhielt so die Anerkennung als „Memory of the World“’.
Im November 2014 begannen die Bauarbeiten an dem Neubau mit Lesesaal und Lager in der Heilige Geeststraat. Am 5. April wurde mit der Neugestaltung des Museums begonnen. Die ausgewählten Bühnenbildner, Caroline Voet und Leen De Brabandere, wurden beauftragt, die Person von Christoffel Plantin und die Atmosphäre, die über Jahrhunderte in dem historischen „Officina Plantiniana“ herrschte, wieder zum Leben zu erwecken. Sie hielten sich dabei an die einzigartige Original-Einteilung des Wohnhauses und der Druckerei auf dem Vrijdagmarkt und nutzten unter anderem Klanglandschaften, Videobilder und subtile, aber dennoch einfallsreiche Beleuchtungstechniken.
Mehr Christoffel Plantin
Im Erdgeschoss lernt der Besucher nach der Neueröffnung den visionären Verleger Christoffel Plantin kennen. Plantin, ein Franzose aus der Umgebung von Tours, ließ sich um 1550 in Antwerpen nieder. Sein Verlag wuchs zu einem multinationalen Unternehmen mit Filialen in Leiden und Paris an. Mit der mehrsprachigen Bibel „Biblia Regia“ konnte er den spanischen König Philipp II von seiner Arbeit überzeugen und erhielt das Privileg, liturgische Werke bis Lateinamerika zu exportieren. Er wurde der Stammvater einer Verlegerdynastie, und über neun Generationen blieb „De Gulden Passer“, das Wohnhaus des Verlags, in den Händen der Familie.
In dem neu gestalteten Museum lernt der Besucher verschiedene Aspekte des besonders vielseitigen Plantin kennen. So wird dieser als Familienmensch, Verleger, Betriebsleiter, Händler und Drucker porträtiert. Plantin war der Lieblingsverleger von Wissenschaftlern und Künstlern und forderte sie heraus, bessere und detaillierte wissenschaftliche Werke zu publizieren. Kiliaan schuf auf dem Vrijdagmarkt die Grundlage für das niederländischsprachige Wörterbuch, Simon Stevin plädierte für das Dezimalsystem, und mit der niederländischen Ausgabe von Valverde wurden die „Barbiere und Chirurgen“ seinerzeit über die medizinischen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Auch Ortelius und Mercator gingen auf dem Vrijdagmarkt über den Ladentisch, und mit den Ausgaben von Lobelius, Dodoens und Clusius erlebte die Botanik oder Pflanzenkunde einen wahren Aufschwung.
Auf der ersten Etage liegt der Fokus nicht mehr auf Plantin selbst, sondern auf dem Verlag, mit dem er und seine Nachkommen Antwerpen bekannt machten. Anhand von 10 Topwerken, die zur Gestaltung der Welt beitrugen, entdeckt der Besucher, wie wichtig diese Antwerpener Verlag für die Entwicklung der Menschheit war. Nicht ohne guten Grund wurden die Archive des Museums als „Memory of the World“ anerkannt.
Mehr erleben
Das neu gestaltete Museum setzt sich weiterhin maximal für Qualität und Wissenschaftlichkeit ein, zielt jedoch in Zukauft auch auf ein breiteres Publikum und insbesondere auf Kinder ab. So erweckt der neue Audioguide die historischen Bewohner des Hauses wieder zum Leben, in der Kulisse werden verschiedene Fotowände integriert, ein Familienspiel wird eingeführt, Besucher können sich in historischen Gewändern herausputzen, und jeder hat die Möglichkeit, selbst etwas zu drucken.
Vorübergehende Schließung
Im Rahmen der Bauarbeiten wird das Museum phasenweise geschlossen. Auf der ersten Etage sind derzeit einige Räume geschlossen. Ab dem 04. April 2016 schließt diese Etage vollständig, und nur das Erdgeschoss – mit der Druckerei, den Salons mit den Gemälden von Rubens, dem alten Buchladen und dem Innengarten – ist noch zugänglich. Während dieses Zeitraums gelten angepasste Eintrittspreise. Vom 30. Mai bis zum 29 September 2016 schließt das Museum seine Türen vollständig. An dem Wochenende vom 30. September bis zum 02. August erfolgt die feierliche Neueröffnung.
Der Gesamtpreis für die Bauarbeiten – einschließlich der Einrichtung des Lagers und des Lesesaals – beläuft sich auf fast 4.500.000 Euro.
Verantwortlicher Beigeordneter: Philip Heylen, Beigeordneter für Kultur, Wirtschaft, Stadt- und Umgebungspflege, Kulturerbe und Religion